Hochwasserschutz Weilheim Süd
Allgemeines
Hochwasserschutz Weilheim Süd - Allgemein
Zuständigkeit
Die Ammer ist ein Gewässer I. Ordnung. Der Ausbau und die Unterhaltung obliegen damit gemäß Bayerischem Wassergesetz Art. 22 und Art. 39 dem Freistaat Bayern, vertreten durch das Wasserwirtschaftsamt Weilheim.
Die geplanten Maßnahmen erstrecken sich im Süden von Weilheim von Flusskilometer 133,400 (Einmündung Wörtersbach bei Oderding) bis Flusskilometer 129,420 (Auwehr).
Geologie
Das gesamte Einzugsgebiet der Ammer ist stark eiszeitlich geprägt und die Ammer durchfließt von der Quelle bei Ettal bis zur Mündung in den Ammersee verschiedenste geologische Einheiten. Im Planungsgebiet selbst überdecken Ammerablagerungen den Seeboden des ehemals bis in den Weilheimer Süden reichenden Ammersees. In den Randbereichen des weiten Weilheimer Tales bestimmen dagegen überwiegend Niedermoore mit tonig-torfigen Böden die Landschaft. Das Gelände ist im gesamten Planungsbereich sehr eben und nur von den verwischten Spuren der früheren Deltabildungen und Ammermäander geprägt.
Altlasten oder Altlastenverdachtsflächen bestehen im Planungsgebiet nicht.
Abfluss
Der voralpine Fluss Ammer entspringt im Ammergebirge südwestlich von Oberammergau und fließt in nordöstlicher Richtung, wo er nach ca. 84 km Fließlänge in den Ammersee mündet. Nach ca. 70 km Fließstrecke durchfließt die Ammer auf einer Länge von ca. 3,5 km die Stadt Weilheim. Das Niederschlagsgebiet der Ammer hat bis zum Pegel Weilheim eine Fläche von 607 km². An diesem Pegel beträgt der Abfluss eines 1-jährlichen Hochwassers 120 m³/s (HQ1), der eines 100-jährlichen Hochwassers beträgt 480 m³/s (HQ100). Der mittlere jährliche Abfluss liegt bei 15,3 m³/s (MQ). Beim Pfingsthochwasser von 1999 wurde mit 530 m³/s der bisher größte Abfluss an dem seit 1910 bestehenden Pegel gemessen.
Die Hochwassergefährdung der betroffenen Gebiete wird anhand des HQ100 ermittelt. Der für Hochwasserschutz-planungen von Weilheim Süd anzusetzende Bemessungsabfluss (BHQ) setzt sich zusammen aus dem HQ100 am Pegel Weilheim zzgl. 15% Klimazuschlag und beträgt damit 552 m³/s (HQ100+15%).
Naturschutz
Der Abschnitt der Ammer im Planungsgebiet liegt im FFH-Gebiet „Ammer vom Alpenrand bis zum NSG Vogelfreistätte Ammersee Südufer“. Dieses FFH-Gebiet wird im Zuge der Planung zu den angestrebten Hochwasserschutzmaßnahmen berücksichtigt und eine negative Beeinträchtigung des FFH-Gebietes ist grundsätzlich zu vermeiden.
Die Maßnahmen zum Hochwasserschutz Weilheim-Süd beinhalten den Umbau des Oderdinger Wehres in drei Sohlgleiten und somit die Wiederherstellung der Durchgängigkeit dieser Wehranlage. Des Weiteren wird der Oderdinger Dorfbach durchgängig an die Ammer angeschlossen.
Hochwassergefährdung
Im direkten Stadtbereich von Weilheim wurde die Ammer in den 1980er Jahren auf ein 100-jährliches Bemessungshochwasser ausgebaut. Beim Pfingsthochwasser von 1999 zeigte sich, dass der Hochwasserschutz im direkten Stadtbereich seine Funktion erfüllen konnte, ohne dass von der Ammer verursacht größere Schäden entstanden sind.
Im Süden der Stadt aber tritt die Ammer bei einem 100-jährlichen Hochwasser zu den derzeitigen Gegebenheiten in weiten Bereichen noch über die Ufer. Das Hochwasser strömt dann über und entlang der Staatsstraße 2058 und der Bahnlinie Weilheim-Murnau zunächst über landwirtschaftliche Flächen, über Straßen und Bahngleise, bevor es auf den Süden der Stadt trifft. Hier ist das Gewerbegebiet Trifthof teilweise betroffen und durch die Überflutung des Trifthofanbinders von der Umgebung abgeschnitten. Schließlich sind auch große Teile der Wohnbebauung im Süden der Stadt betroffen. Wie die Hochwasserereignisse von 1999 und 2005 gezeigt haben, sind in einem solchen Fall große Schäden an Straßen, Bahndämmen, Gewerbebetrieben und Wohnbebauung zu erwarten. Wegen der zudem schwer entwässernden Überschwemmungsflächen ist mit mehrtägigen Einschränkungen der Infrastruktur zu rechnen.
Mit der Umsetzung des Hochwasserschutzes für Weilheim Süd soll durch den Bau von technischen Hochwasserschutzanlagen, die Auflösung des Oderdinger Wehres in drei Sohlgleiten sowie durch den Einbau eines Durchlasses unter der Staatsstraße 2058 die Hochwassergefährdung der Stadt deutlich reduziert und die dauerhafte Erreichbarkeit des Gewerbegebietes Trifthof gewährleistet werden.
Pfingsthochwasser 1999: Überfluteter Trifthofanbinder
Pfingsthochwasser 1999: Überflutete Staatsstraße St2058 Richtung Oderding
Pfingsthochwasser 1999: Überflutete Bahngleise der Linie Weilheim-Murnau
Augusthochwasser 2005: Überflutete Bahngleise der Linie Weilheim-Murnau
Augusthochwasser 2005: Überflutete Bahngleise der Linie Weilheim-Murnau
Wasserrechtliches Verfahren
Das Planfeststellungsverfahren ist abgeschlossen.
Die Planung wurde mit Bescheid vom 10.08.2022 planfestgestellt und ist rechtskräftig.
Entwurfsplanung
Hochwasserschutz Weilheim Süd - Entwurfsplanung
Mit der Umsetzung des Hochwasserschutzes für Weilheim Süd soll durch den Bau von technischen Hochwasserschutzanlagen, die Auflösung des Oderdinger Wehres in drei Sohlgleiten sowie durch den Einbau eines Durchlasses unter der Staatsstraße St2058 die Hochwassergefährdung der Stadt deutlich reduziert und die dauerhafte Erreichbarkeit des Gewerbegebietes Trifthof gewährleistet werden.
Maßnahmenüberblick Hochwasserschutz Weilheim - Süd
Im Folgenden werden die Maßnahmen kurz vorgestellt:
Zwischen der Bahnlinie und der Gemeindeverbindungsstraße Polling – Oderding wird der Hochwasserschutz südlich der Staatsstraße St2058 in Form einer Spundwand mit begrünten Gabionenkörben hergestellt. Im weiteren Verlauf wird ein Deich mit einer Spundwand errichtet und der bestehende Deich sowohl entlang der Bahnlinie als auch entlang des Tiefenbachs durch eine Spundwand ertüchtigt.
Maßnahmen zwischen Bahnlinie und der Gemeindeverbindungsstraße Polling – Oderding
Das Oderdinger Wehr in der Ammer wird in 3 Sohlgleiten aufgelöst, so dass in diesem Zuge auch die Durchgängigkeit der Ammer geschaffen wird.
Auflösung des Oderdinger Wehrs in der Ammer in 3 Sohlgleiten
Teillängsschnitt der Sohlgleite
Um den Fischen auch den Aufstieg in der Oderdinger Dorfbach zu ermöglichen, ist ein Fischaufstieg geplant.
Fischaufstieg in den Oderdinger Dorfbach
Darüber hinaus wird im Zuge dieses Projektes der Altarm der Ammer auf Höhe der Staatsstraße St2058 angebunden und ein Durchlass unter der Staatsstraße St2058 geschaffen.
Einbau eines Wellstahldurchlasses und Wiederanbindung des Altarms bei Oderding
Zusätzlicher Retentionsraum wird nördlich der Bundesstraße B472 bei der Roßlaichbrücke geschaffen.
Schaffung von zusätzlichen Retentionsraum durch die Anbindung eines ehemaligen Altarms nördlich der Roßlaichbrücke
Bauausführung
Hochwasserschutz Weilheim Süd - Bauausführung
August 2024
Fertig gestellte Sohlengleite – Blickrichtung flussaufwärts
Fertig gestellte Sohlengleite – Blickrichtung flussabwärts
Juli 2024
Strukturelemente im oberstrom der neuen Sohlengleite
Mai 2024
Sohlengleite
Herstellung der Sohlengleite
April 2024
Beginn mit der Herstellung der ersten Sohlengleite in der Ammer auf Höhe Oderding
(ca. Flusskilometer 132,300)
Anlieferung von Wasserbausteinen
Temporäre Baustellenüberfahrt in der Ammer
Herstellung der neuen Ufersicherung
Einbringen von Spundwänden zur Lagesicherung der neuen Sohlengleite
Dezember 2023
Mit einem Spatenstich haben am 04.12.2023 offiziell die Baumaßnahmen für das Hochwasserschutzprojekt "Weilheim Süd" begonnen. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber betonte beim Startschuss der Hochwasserschutzmaßnahmen an der Ammer in Weilheim, die Bedeutung des Hochwasserschutzes für Weilheim.
Spatenstich mit Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber
Beginn des ersten Bauabschnittes Ende November 2023
Im ersten Bauabschnitt wird das Oderdinger Wehr rückgebaut.
Um einen Wasserspiegelanstieg in der Ammer durch den Aufbau der Schutzlinie entlang der Bahnstrecke München - Garmisch und des Tiefenbaches zu verhindern, werden drei aufgelöste Sohlgleiten errichtet.
Hierdurch wird sowohl der Wasserspiegel gesenkt als auch die Durchgängigkeit für Fische und Kleinstlebewesen an der Ammer vom Ammersee bis Peißenberg hergestellt.
Die Umsetzung der Maßnahmen am Oderdinger Wehr und die durchgängige Anbindung des Oderdinger Dorfbaches an die Ammer erfolgt federführend durch die Flussmeisterstelle Weilheim.
Fertiggestellt wird der erste Bauabschnitt bis Mitte 2025.
Massnahmenübersicht des ersten Bauabschnittes
In weiteren Bauabschnitten werden die Altarme Roßlaich und Oderding angebunden sowie die technischen Hochwasserschutzmaßnahmen entlang der Bahnlinie und des Tiefenbachs angegangen.
Bis Ende 2029 sind alle Baumaßnahmen abgeschlossen.
Herr Matthias Baier, Tel. 0881 / 182-175
Herr Bernhard Müller, Tel. 0881 / 182-129
Stand:
Juli 2024