Hochwasserschutz am Ferchenbach
Der Ferchenbach ist ein Wildbach und entspringt ein Stück oberhalb des Ferchensees, ca. 4,5 km südöstlich von Elmau in der Gemeinde Mittenwald auf einer Höhe von 1080 m ü. NN. Von dort aus fließt er in nordwestlicher Richtung an Schloss Elmau vorbei und mündet
ca. 5 km weiter auf einer Höhe von 800 m ü. NN in die Partnach.
Mit einer Einzugsgebietsgröße von 35,8 km² stellt der Ferchenbach nicht nur den größten Seitenzufluss der Partnach dar, sondern ist auch Haupteintragungsquelle des Wild- und Schwemmholzes.
Allgemeines und Anlass des Vorhabens
Allgemeines und Anlass des Vorhabens
Der für die Wildholzproblematik bedeutsame Teil des Einzugsgebietes ist lediglich der westlich von Schloss Elmau, welcher von instabilen Seitenhängen geprägt ist.

Große Hangrutschung nach dem Hochwasserereignis
Aufgrund der Wildholzproblematik besteht ein erhöhtes Verklausungsrisiko, welches nicht nur an den
3 Wehren und 13 Brücken im Ort, sondern auch in der Partnachklamm selbst, eine große Gefahr darstellt. Das Hochwasserereignis am 12.06.2018 zeigte dies auf tragische Weise, da sich auf Grund verkeilter Baumstämme in der Partnachklamm ein Aufstau bildete, welcher sich nach einiger Zeit schwallartig Richtung Partenkirchen loslöste und sogar ein Menschenleben forderte.

Wildholz am Zerhochwehr
Nach dem Ereignis wurden vom Wasserwirtschaftsamt Weilheim ca. 1000 m³ Schwemmholz aus der Partnach und Teilbereichen der Loisach entfernt. Unter dem Schwemmholz wurden Baumstämme mit über 10 m Länge gefunden, obwohl die Partnachklamm an ihrer engsten Stelle nur eine Breite von 1,8 m aufweist.

Instabile Seitenhänge am Ferchenbach

Zerstörter Weg entlang des Ferchenbaches

Wildholzeintrag in den Ferchenbach
Planung der Vorhabens
Planung des Vorhabens
Um ein Verklauszungsszenario wie am 12.06.2018 bei künftigen Hochwasserereignissen zu vermeiden, wird seit Herbst 2024 ein neuer Wildholzrechen oberhalb der bestehenden Fußgängerbrücke im Ferchenbach, kurz vor der Mündung in die Partnach am östlichen Ausgang der Partnachklamm, gebaut.
Das Bauwerk, ein sogenannter Parallelrechen, ist eine neue Konstruktion, die bereits in der Schweiz an der Sihl verwirklicht wurde. Der Vorteil dabei ist, dass der Geschiebetransport im Hauptgerinne erhalten bleibt, während der eigentliche Rückhalt im Nebenanschluss erfolgt. Dadurch kann nicht nur die Durchgängigkeit für die Fischfauna, sondern auch für das anfallende Geschiebe gewährleistet werden. Der Retentionsraum wird dabei durch Piloten (Rechenstäbe) vom Hauptgerinne räumlich getrennt.

Graphik eines Parallelrechens
Der Zufluss zum Nebenanschluss (Retentionsraum) wird zur Vermeidung von Verklausungen über eine
1 m hohe Rampe erfolgen, wobei eine Beschickung erst ab einem HQ5 vorgesehen ist. Durch diesen Höhenunterschied soll der Geschiebetransport vorrangig entlang der Sohle im Hauptgerinne stattfinden und nur das Schwemmholz an der Oberfläche in den Nebenschluss transportiert werden.

Ausführungsplanung der Gründung; Bohrpfähle mit Bewehrungskörben
Der ca. 70 m lange Rechen wird aus 38 Piloten (Rechenstäbe) bestehen, welche in einem Abstand von 2,0 m (Mitte – Mitte) in einer J-Form angeordnet sein werden.
Im Bereich des Rechens wird, mit Ausnahme des Retentionsraumes, die Rampe und Sohle sowie die Luftseite (Überfall) der Piloten flächendeckend mit Wasserbausteinen gepflastert.
Das Hauptgerinne im Zulaufbereich des Wildholzrechens wird zusätzlich durch Sohlgurte gegen Erosion stabilisiert.
Das Retentionsvolumen wird ca. 2000 m³ bei einer Fläche von ca. 170 m² betragen. Zur Räumung und Unterhaltung des Retentionsraumes wird zusätzlich am orographisch linken Ufer eine rund 20 m lange und 9 % steile Rampe als Zufahrt errichtet.

Modellversuch des Instituts für Alpine Naturgefahren an der Universität Wien
Für die konstruktive Gestaltung und Optimierung des Bauwerktyps wurde das Institut für Alpine Naturgefahren an der Universität Bodenkultur in Wien mit einem umfangreichen Modellversuch beauftragt und durch das Ingenieurbüro CDM Smith ausgeplant.
Das potenzielle Schwemm- und Wildholzaufkommen wurde im Vorfeld in verschiedenen Studien ermittelt.
Geplante Bauzeit Herbst 2024 bis Frühjahr 2026. Zusätzlich soll der Fußgängerweg angehoben und die bestehende Brücke Richtung Elmau in eine Furt umgebaut werden.
Die Maßnahmen werden vom Wasserwirtschaftsamt Weilheim und der Flussmeisterstelle Oberau betreut bzw. teilweise selbst durchgeführt. Die Kosten übernehmen der Freistaat Bayern sowie der Markt Garmisch-Partenkirchen.
Bauausführung des Vorhabens
Bauausführung des Vorhabens
Nachdem die bayerischen Staatsforsten die Instandsetzung des Forstweges, aufgrund wiederkehrender Rutschungen bereits vor einigen Jahren eingestellt hatten, musste für die Bauausführung zunächst der zerstörte Forstweg, entlang des Ferchenbachs von Elmau kommend, als Anbindung an die geplante Baustelle wiederhergestellt werden.

Beschädigter Weg entlang des Ferchenbachs

Instandsetzung des Weges für die Zufahrt zur Baustelle
Im Sommer 2024 wurde der Weg mit bewehrter Erde, durch den Markt Garmisch-Partenkirchen unter der Bauleitung der Flussmeisterstelle Oberau, wieder standsicher gemacht und auf die, für die Baufahrzeuge, erforderliche Breite ausgebaut.

Aufwendige Standsicherung der Baustraße

Fertiggestellte Hangsicherung der Baustraße
Im Herbst 2024 wurde bereits mit der Herstellung des neuen Gerinnes begonnen.

Ausgesteckte Baufläche für den Wildholzrechen

Steinbauarbeiten am Gerinne im Herbst 2024
Zum Schutz des Gerinnes wird die Uferböschung (1:1) überwiegend mit Wasserbausteinen versteint.

Böschungssicherung des neuen Gerinnes aus Wasserbausteinen

Bohrpfahl- und Steinbauarbeiten an der Baustelle im Mai 2025

Bohrgerät beim Setzen des zweiten Piloten
Die 2,5 m hohen Rechenstäbe werden aus ausbetonierten Stahlrohren DN500 hergestellt und auf Bohrpfählen bis zu einer Tiefe von 8 m gegründet.

Baustellenübersicht Ende Mai 2025
Naturschutz
Die naturverträgliche Umsetzung des Vorhabens wird durch eine Umweltbaubegleitung sichergestellt. Der Eingriff wurde während der Planungsphase durch einen Landschaftspflegerischen Begleitplan ermittelt, bilanziert und ausgeglichen.
Ihre Ansprechpartner im Wasserwirtschaftsamt Weilheim:
Herr Dr. Andreas Kolbinger Tel. 0881 / 182-116
Herr Horst Hofmann Tel. 0881 / 182-252
Frau Lisa Schmid Tel. 0881 / 182-140
Stand:
Juni 2025