Umbau der Stierschlagsperre an der Dürrach und
Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit

Projektgegenstand und Projektziel

Die Stierschlagsperre an der Dürrach gehört zu den Nebenanlagen des Sylvensteinspeichers und wurde im Zuge des Speicherbaus Ende der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts als Geschieberückhaltesperre des ca. 70 km² großen Einzugsgebietes und als Brückenbauwerk zur Erschließung der Lärchkogelalmen errichtet. Seit dem Bau einer weiteren Geschieberückhaltesperre im Jahr 2010 an der Mündung der Dürrach in den Speichersee ist ein ökologisch durchgängiges Geschiebemanagement an geeigneter Stelle möglich.

Durch die bis zur Sperrenkrone verlandete Stierschlagsperre wurde die ökologische Durchgängigkeit der Dürrach insbesondere für Fische verhindert. Auf Grund der bisher vollständigen Überleitung des natürlichen Abflusses an der Bächentalsperre zum Achensee, führte die Dürrach bis zur Stierschlagsperre nur geringe Abflüsse aus diesem Zwischeneinzugsgebiet. Im Bereich der Sperre versickerte über eine lange Strecke fast ganzjährig der kaum vorhandene Abfluss im mächtigen Kiesköper. Aus diesen Gründen wies bisher der Wildbach Dürrach gem. EU-Wasserrahmenrichtlinie einen mäßigen gewässerökologischen Zustand auf. Im Spätherbst des Jahres 2020 konnte mit dem Umbau der Stierschlagsperre die ökologische Durchgängigkeit wiederhergestellt werden. Ziel ist der gute ökologische Zustand der Dürrach. Seit Ende des Jahres 2021 wird die Dürrach (durchschnittliches Sohlgefälle 2%) aus der österreichischen Bächentalsperre mit einer Dotierwassermenge von 143 l/s versorgt. Damit sind die Voraussetzungen geschaffen, dass sich die Dürrach in der ca. 10 km langen Gewässerstrecke wieder zu einem wertvollen Lebensraum entwickeln kann.

Der Umbau selbst erfolgte in zwei Schritten. Im ersten Schritt wurde die 12 m hohe Sperre im Oberwasser durch Geschiebeumlagerungen (direkt im Gewässerbett) freigelegt. Anschließend wurde am Sperrenfuß eine Öffnung hergestellt. Sie ist mit ihren rund 30 m² so groß bemessen, dass es bis etwa zu einem 100-jährlichen Hochwasser zu keinem Geschieberückhalt mehr kommt. Erst bei noch selteneren Hochwasserereignissen kommt es zum Aufstau mit Geschieberückhalt (Dosiersperre) und nachfolgender Selbsträumung. Die Dürrach fließt nun sowohl bei Niedrig- als auch bei Hochwasser direkt durch die aufgeweitete Öffnung, das Bauwerk ist insbesondere für Fische und Geschiebe passierbar.

Sedimentaustrag

Seit Fertigstellung der Sperrenöffnung im November 2020 sind bereits mehrere kleine bis mittlere Hochwasser aufgetreten. Von den rund 90.000 m³ Verlandungsmaterial wurden grob geschätzt bereits 95 % durch die neue Öffnung geschleust. Der ursprüngliche Zustand des Gewässerbetts hat sich dabei auf natürliche Weise weitestgehend wiederhergestellt. Das Geschiebe-Gleichgewicht im Sperrenumfeld ist aktuell aber noch nicht vollständig erreicht. Die Sohle wird sich mit den kommenden Hochwasserereignissen auch unterhalb der Sperre weiter eintiefen und die 3,5 Meter hohe Öffnung weiter freilegen. Das vom Hochwasser mobilisierte Material bleibt am Ende der Klammstrecke in der neuen Dürrachsperre liegen (Siehe Seite Geschiebentnahme/Kiesabgabe). Hier kann es ohne lange Transportwege durch das enge Dürrachtal entnommen und z. T. an die Bauwirtschaft für die Betonherstellung oder den Straßenbau abgegeben werden. Ein großer Teil des Dürrachgeschiebes wird jedoch aus ökologischen Gründen und um der fortschreitenden Sohleintiefung entgegenzuwirken, unterhalb der Sylvenstein-Talsperre wieder in die Isar eingebracht (Siehe Seite Geschiebebewirtschaftung an der Isar).

Sanierung der Kolke und Felswiderlager

Im Zuge des Umbaus der Stierschlagsperre hat sich herausgestellt, dass nach ca. 60 Betriebsjahren unterhalb des linken Widerlagers im anstehenden Fels (Hauptdolomit) und auch im Sperrenbauwerk größere Hohlräume (Auskolkungen) entstanden sind. Der Einfluss dieser Kolke auf die Tragfähigkeit bzw. Standsicherheit des Widerlagers wurde in einer gutachterlichen geotechnischen Stellungnahme bewertet.

Zur Sanierung der vorhandenen Auskolkungen gehörten Bewehrungs- und Betonarbeiten (ca. 215 m³) sowie vorab das großflächige Abräumen des Geschiebes mit einem Bagger. Des Weiteren mussten Anschlusseisen für einen kraftschlüssigen Verbund in den Fels (40 Stück) bzw. das Sperrenbauwerk (90 Stück) eingebohrt werden und es war eine Zuwegung mit einem Gerüst von der oberhalb verlaufenden Straße zum Sanierungsbereich im Unterwasser herzustellen.

Infolge der hohen Wasserdurchlässigkeit des frisch abgelagerten Geschiebes im Unterwasser wurde das Gewässerbett der Dürrach auf einer Länger von etwa 100 m eingetieft, um die erforderliche Wasserhaltung der tiefliegenden Kolke einigermaßen im Rahmen zu halten.
Trotz alledem mußte der tiefste Kolk mit Unterwasserbeton ausbetoniert werden, der Wasserandrang war für eine herkömmliche Betonage zu groß.

Die Arbeiten wurden Ende des Jahres 2022 abgeschlossen.

 

Ausgangszustand vor dem Umbau zur Dosiersperre im Jahr 2020

Bild Voll gefüllte Sperre ohne OberflächenabflussBild vergrössern Voll gefüllte Sperre ohne Oberflächenabfluss

 

Bild Hochwasser an der StierschlagsperreBild vergrössern Hochwasser an der Stierschlagsperre

 

Freilegung der Sperre - Kiesumlagerung ins Oberwasser im Herbst 2020

Bild Blick auf die zum Teil freigelegte SperreBild vergrössern Blick auf die zum Teil freigelegte Sperre

 

Bild Durchbruch der Öffnung mit dem BaggermeißelBild vergrössern Durchbruch der Öffnung mit dem Baggermeißsel

 

Bild Blick von Unterwasser auf die geöffnete StierschlagsperreBild vergrössern Blick von Unterwasser auf die geöffnete Stierschlagsperre

 

Bild Materialabtrag durch HochwasserBild vergrössern Materialabtrag durch Hochwasser

 

Sanierung der Kolke und Widerlager im Herbst 2022

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fertiggestellte Kolk- und FelssicherungBild vergrössern Fertiggestellte Kolk- und Felssicherung


Situation im Mai 2023 nach dem Umbau zur Dosiersperre

Die Dürrach hat ca. 95 % des abgelagerten Sediments bei kleineren Hochwasserereignissen aus der Sperre geräumt.

Bild Durch die Öffnung der Stierschlagsperre wurde das abgelagerte Sediment bei kleinen Hochwasserereignissen abtransportiertBild vergrössern Durch die Öffnung der Stierschlagsperre wurde das abgelagerte Sediment bei kleinen Hochwasserereignissen abtransportiert

 

Oberhalb der Dosiersperre wurden die mehrere Meter hohen Ablagerungen ausgespültBild vergrössern Oberhalb der Dosiersperre wurden die mehrere Meter hohen Ablagerungen ausgespült

 

Weiterführende Informationen

 

Dokumente zum Download/Bestellen

Stand:
Juli 2023