Isar-Renaturierung bei der Bibermühle

In den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde der ursprünglich stark verzweigte Flusslauf der Isar zwischen Bad Tölz und Lenggries in ein einziges, leicht geschwungenes Flussbett gezwungen. Drahtschotterwalzen und große Wasserbausteine aus Granit und Beton sichern seitdem die Ufer.

Die Flussregulierung diente vermutlich der Verbesserung der Befahrbarkeit der Isar, der Landgewinnung und der Unterstützung der Siedlungstätigkeit. Gleichzeitig aber ging wichtiger Lebensraum für Flora und Fauna, insbesondere für die Fischfauna, verloren. Dieser Lebensraum soll nun wieder hergestellt werden.

Übersichtslageplan der MassnahmeBild vergrössern: Übersichtslageplan der Massnahme Übersichtslageplan der Massnahme

Im Bereich der Bibermühle werden deshalb im Rahmen der Flussrenaturierung die massive Uferversteinung sowie die Drahtschotterwalzen aus der Böschungsschulter auf einer Länge von insgesamt 800 m entnommen.

Querschnitt durch den UferverbauBild vergrössern: Querschnitt durch den Uferverbau Querschnitt durch den Uferverbau

Die Entfernung der Ufersicherung im jeweiligen Pralluferbereich ermöglicht der Isar, die Ufer beidseitig zu erodieren und sich so zu verbreitern. Die Ufer und Böschungen können nun durch das Wasser der Isar auf natürliche Weise gestaltet werden und sich zu unterschiedlichen Biotopstrukturen entwickeln. Es entstehen neue Lebensräume insbesondere für die Fische.
Das Vorhaben ist dabei ein Teil des Maßnahmenprogramms und des Umsetzungskonzeptes nach der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie mit dem Ziel, den guten ökologischen Zustand der Isar wieder herzustellen.

Die ersten Uferabschnitte sind freigelegtBild vergrössern: Die ersten Uferabschnitte sind freigelegt Die ersten Uferabschnitte sind freigelegt

Die zu erwartenden Erosionen werden auch den bestehenden Unterhaltungsweg am linken Isarufer angreifen und zerstören. Deshalb ist es notwendig, den Weg in das Hinterland zu verlegen. Die neue Wegtrasse nutzt bestehende Wege und führt um sehr sensible und geschützte Biotopbereiche herum.

Sollte die künftige natürliche Entwicklung der Isar die im Lageplan eingezeichnete Sicherungslinie erreichen, werden Maßnahmen zum Schutz der benachbarten Bebauung getroffen werden.

Die mit Plangenehmigungsbescheid vom 10.01.2018 genehmigten Maßnahmen wurden im Zuge des Gestattungsverfahrens insbesondere mit den betroffenen Gemeinden, der Staatlichen Fortverwaltung, den Fischereiberechtigten und dem amtlichen Naturschutz abgestimmt.
Das Wasserwirtschaftsamt Weilheim und die Flussmeisterstelle Lenggries setzen im Laufe der Jahre 2018 / 2019 das Vorhaben um.

Erfolgskontrolle an der Bibermühle

Begleitend zu den Arbeiten an der Bibermühle wurde in Zusammenarbeit der Technischen Universität München, Lehrstuhl für Hydromechanik und dem Wasserwirtschaftsamt Weilheim von Herrn Timon Lauber ein Studienprojekt über die "Flussmorphologische Entwicklung der Oberen Isar im Bereich der Renaturierungsmaßnahme bei Bibermühle" durchgeführt.

In der Arbeit werden die Auswirkungen der Renaturierungsmaßnahme im Isarabschnitt an der Bibermühle bei Wackersberg auf die Flussmorphologie untersucht. Die im Jahr 2018 entnommenen 800 m Ufersicherung sollen dem Fluss die Möglichkeit gegeben, durch Seitenerosion das Gewässerbett zu verbreitern. Um die Effektivität der Renaturierungsmaßnahme zu beurteilen, wurden aktuelle Querprofildaten nach dem Hochwasserereignis im Mai 2019 aufgenommen und mit archivierten Messreihen vor der Entfernung der Längsverbauung verglichen. Aus dieser Gegenüberstellung lassen sich Änderungen von charakteristischen Werten wie der Gewässerbettbreite, dem Talweg, und der mittleren Sohle ableiten. Ebenso konnte mithilfe der aufgenommenen Daten eine Massenbilanz des erodierten und akkumulierten Materials erstellt werden.
Zusätzlich werden weitere Gewässerabschnitte, bei denen die Entnahme der Ufersicherung einige Jahre zurückliegt, ausgewertet. Diese Beobachtungen sollen dabei helfen, eine Prognose für die künftige Entwicklung des renaturierten Bereiches bei Bibermühle aufzustellen.
Trotz der geringen Messdichte mit einem Abstand von ungefähr 200 m zwischen den Querprofilen und des relativ kleinen Untersuchungsgebietes konnte belegt werden, dass sich die Isar vor der Renaturierungsmaßnahme stetig eingetieft hat. Nach der Renaturierungsmaßnahme haben sich alle charakteristischen Kennwerte wie die Gewässerbettbreite, der Talweg und die mittlere Sohle in kurzer Zeit positiv entwickelt. Das Ergebnis der Massenbilanz zeigt, dass im Untersuchungsgebiet bei Bibermühle sehr viel Material mobilisiert werden konnte. An den Böschungen wurden rund 23.000 m³ abgetragen. Gleichzeitig haben sich über 14.000 m³ im Sohlbereich abgelagert.

Ihre Ansprechpartner im Wasserwirtschaftsamt:

Frau Dora Schulze, Tel. 0881 / 182-126

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Stand:
10/2020