Historische Eingriffe in die obere Isar

Vor dem Einfluss des Menschen entsprach die Isar dem Leitbild eines kalkalpinen Wildflusses. Dieser ist durch stark wechselnde, meist rasch strömende Abflüsse geprägt. Niedrigere Abflüsse im Winter und frühsommerliche Hochwässer führten zu Umlagerungen von Kiesbänken im breiten Gewässerbett, wobei sich Auflandungen und Abträge insgesamt die Waage hielten.

In den letzten 200 Jahren wurde das Flusssystem streckenweise korrigiert, in einer Hauptrinne zusammengefasst und dessen Ufer befestigt. Zur Wasserausleitung wurden Querbauwerke errichtet und Geschiebezubringer wie Wildbäche zur Hangsicherung und Sohlstabilisierung verbaut. Dies hat die natürliche Geschiebezufuhr stark vermindert oder teilweise ganz zum Erliegen gebracht. Von zentraler Bedeutung ist hier der in 1959 in Betrieb genommene Sylvensteinspeicher. Dessen Hauptaufgaben sind der Hochwasserschutz und besonders die Erhöhung von Niedrigwasserabflüssen, da der Isar für die Wasserkraftnutzung am Achensee- und Walchenseekraftwerk eine erhebliche Menge Wasser entzogen wird. Insgesamt bewirkt der Speicher eine Vergleichmäßigung des Abflusses im Unterstrom und fördert die zusätzliche Entdynamisierung des Gewässers. Trotz des insgesamt niedrigeren Abflusses führte das zurückgehaltene Geschiebe und die geringe Flussdynamik zu einer Eintiefung der Sohle, mit der Tendenz sich allmählich in ein einziges, gestrecktes und statisches Hauptgerinne zu entwickeln. Diese Streckung führt wiederum zu einem stärkeren Gefälle und einer höheren Schleppkraft, was weitere Erosionen begünstigt. Schlussendlich ist der Anteil der frei beweglichen Sohle stark zurückgegangen und einer weitgehend unbeweglichen, lückenarmen Sohloberfläche gewichen. Dieser Vorgang führt zu einer Verarmung der Gewässerbettstruktur und geht mit einer Abnahme der Lebensraumvielfalt einher.

Bild Eintiefung der Isar im Vergleich zu 1986Bild vergrössernEintiefung der Isar im Vergleich zu 1986
Wasserwirtschaftsamt Weilheim

 

 

 

 

 

 

 

Bild Natürlicher vs. regulierter Zustand der IsarBild vergrössernNatürlicher vs. regulierter Zustand der Isar
Kortmann 1999, Anlage 1